Als Ersatz für den entgehenden Realnutzen wurde den stimmberechtigten Bürgerinnen und Bürgern aus den Löser-Pachtzinseinnahmen jährlich CHF 20.00 bar ausbezahlt. Alternativ konnte man diesen Betrag einer sozial tätigen Institution überweisen lassen. Seit 1998 wird den Teilnehmenden der Frühjahrsversammlung jeweils eine Flasche Wein aus dem bürgereigenen Weingut „Tuma Casté“ als Ersatz für den entgangenen Ertrag aus der Löserbewirtschaftung abgegeben. Durch eine weitsichtige und vernünftige Bodenpolitik konnten die Landreserven während der letzten Jahrzehnte trotz fortwährender Abgaben an Private und an die öffentliche Hand durch laufende Zukäufe merklich erhöht werden. Die Bürgergemeinde ist eine bedeutende Grundbesitzerin. Zum vorhandenen Boden Sorge zu tragen war und ist ein wichtiger Grundsatz der Vischnanca burgaisa.
Landerwerb – negatives Schreiben aus Übersee
Um 1970 herum versuchten die damaligen Amtsträger, wegen der starken Nachfrage nach Bauland, die Abgänge wenigstens quadratmetermässig durch entsprechende Zukäufe zu kompensieren. Doch dies gelang nicht immer wie das nachfolgende Schreiben von Anny Baschnonga (Witwe eines 1920 ausgewanderten Emsers) aus Evanston IL/USA von 1971 beweist:
„In Bezug auf Ihr Schreiben wegen der 3 landwirtschaftl. Parzellen, die ich in Ems besitze, will ich Ihnen Antwort geben. Ich verstehe Ihren Grund, warum die Gemeinde bestrebt ist Grund zu erwerben, ehe alles verkauft ist. Und ich danke Ihnen für die ausführliche Beschreibung in Bezug auf Grösse, Zonenlage u. Preisangebot. Leider muss ich Ihnen berichten, dass ich die Grundstücke noch nicht verkaufen will. Wir haben hier in U.S.A. immer höhersteigende Inflation u. das Geld verliert immerzu den Wert. Wenn auch die Bankzinsen hoch stehen, so sind auch die Lebenspreise. Und ich denke vorderhand ist es besser für mich, ich habe Grund u. Boden. Sollte ich zur Entscheidung kommen, die Grundstücke in Ems in Geld zu vertauschen, würde ich Ihnen es wissen lassen.“
(Quelle: Archiv Vischnanca burgaisa/Bürgergemeinde)
Immer wieder stellte die Bürgergemeinde für das Errichten öffentlicher Bauten Boden gratis oder zu sehr günstigen Bedingungen zur Verfügung, wie zum Beispiel für Schulhausbauten (Caguils und Tuma Platta). Ferner wurde Bauland für die folgenden Zwecke abgegeben: Alters- und Pflegeheim Casa Falveng, Bahntrassee, Dorfplatz, Friedhoferweiterung Crestas, Nationalstrasse, Gemeindestrassen- und Trottoirbauten, Dreifachsporthalle Vial, Werkhofanlage und Neubau der Recyclinganlage Plong Muling. Durch diese und andere Aktionen zugunsten der Öffentlichkeit konnte die Gemeindekasse etwas geschont werden.
Boden stellte die Bürgergemeinde auch für den Bau von Sport- und anderen -Anlagen (z.B. Familiengärtnerverein Caguils, FC Ems, Golfclub, Jägersektion VALAULTA, Pumptrack-Anlage, Schützengesellschaften, Siedlung Padrusa, Tennisclub), für den Bau von Industrieanlagen (Holzverzuckerungs-AG, beziehungsweise Ems-Chemie AG, Freymatic AG und Heineken Switzerland AG) sowie für die Ansiedlung von Gewerbebetrieben (Sorts da Vinars, Sorts da Plong Muling und Hofstättle) und schliesslich unzähligen Privaten, insbesondere jungen Familien, für den Bau eines Eigenheims zur Verfügung.